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und Sensopathie von Roland Pausch

Was die Tiefe Bewegung nicht möchte

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Der Wunsch des Menschen frei wie der Wind und natürlich wie ein Indianer auf dem Pferd zu sitzen ist fast so alt wie die Reiterei. Die Tiefe Bewegung zeigt, wo der Mensch das Pferd mit seinen Bewegungen stört.

Die Tiefe Bewegung zeigt, warum sich ein abstraktes Körperkonstrukt des Reitersitzes nur schwer als Unterstützung und Motivation des Pferdes eignet, denn gerade die Unbeweglichen sind sehr zäh in ihrem Festhalten an irgendwelchen “Sicherheiten”. Die Tiefe Bewegung zeigt ebenso warum Reiter die mit ihrem Körper eine Reitersitzposition einnehmen können die denselben Rhythmus wie ihr Pferd hat, zufriedenere Pferde haben und zudem noch erfolgreicher sind.

Alles was das Pferd in der Eigenaktivität des Körpers stört – stört natürlich auch die Tiefe Bewegung.Und damit steht natürlich der Mensch mit seinem Körper ganz oben in der Liste, was die Tiefe Bewegung nicht möchte.

Tiefes Vertrauen dagegen, das Urvertrauen, lässt die Tiefe Bewegung entstehen.Ob für ein Pferd etwas so bedeutsam ist, das es Vertrauen entwickelt, darüber entscheidet jedes Pferd selber. Das Pferd will fühlen, dass es um SEINEN Körper geht, um SEINE Bewegungsabläufe, nicht um die Ausführung von Bewegungen, die der Mensch will, oder denkt, dass sie für sein Pferd richtig sind.

Was sie als Reiter für ihr Pferd sind, entscheidet nicht der Reitlehrer und nicht die Methode einer Reitlehre. Was sie als Mensch für Ihr Pferd sind, entscheidet einzig das Pferd mit seinem Körper?

Nur das Pferd mit seinem Körper? mögen Sie fragen.

Ja nur das Pferd.

Ist der so wichtig?

Ja, das ist er.

Denn die Wahrnehmung und die Aufmerksamkeit die Sie dem Körper Ihres Pferdes schenken, das ist die objektive und unbestechliche Wahrheit Ihrer Reiterei und auch der Beziehung zu Ihrem Pferd.

Sie können sich tausendmal einreden oder einreden lassen, dass ihre Reiterei „Anwenderfreundlich“ ist: wenn der Körper des Pferdes eine andere Sprache spricht, ist das nicht entscheidend. Der stärkste Überprüfer ihres Umganges mit dem Pferd ist der aussagekräftige Körper Ihres Pferdes.

Ohne Pferdekörper gibt es kein Reiten. Der Körper des Pferdes spricht Bände – sie müssen nicht zwingend Muskelkartografie lesen können, aber Sie müssen Ihr Pferd registrieren können – sie müssen wissen wo es steht, damit Sie ihm mit Ihrem Körper die richtigen Signale geben können.

Seien Sie das Navi ihres Pferdes!

Sie stehen mit Ihrem Auto in München und warten auf Anweisungen Ihres Navi. Das Navi sagt Ihnen, und wiederholt es endlos, sie sollen in Hamburg rechts abbiegen. Sie sind genervt, schalten schließlich aus und suchen eigene Wege.

Damit man gut zum Ziel kommt, hat das Navi die Aufgabe, genau die momentane Situation und Lage zu registrieren, um die richtigen Signale senden zu können. Deshalb hilft es ihnen wenig, wenn ihr Navi ihnen eine Straße in Hamburg vorschlägt, während Sie in München stehen.

Seien Sie das  Navi Ihres Pferdes! Registrieren Sie wie sich Ihr Pferd bewegt und stimmen Sie Ihre Signale darauf ab. Nehmen Sie aufmerksam wahr, welche Veränderungen und Auswirkungen Ihr eigenes Verhalten beim Pferd auslöst und reagieren Sie dann darauf. Nehmen Sie Ihr so Pferd wahr, wie der Satellit ihrem Auto punktgenau die jeweilige Position melden würde – ohne Bewertung und ohne Druck. SPÜREN Sie nicht, was ihr Pferd WILL, sondern REGSTRIEREN Sie was es BRAUCHT, und umso genauer und zielgerichteter können ihre Signale sein.

Dann können sie auch wenden, wenn der angefangene Weg vielleicht doch im Abgrund endet.

Ihre Aussage an Ihr Pferd muss wie die des Navis klar verständlich sein. Da wie dort ist es überlebensnotwendig die Ansagen eindeutig und unverwechselbar im richtigen Moment zu geben. Damit sie nicht nur bei ihrem Gegenüber (dem Pferd) ankommt, sondern damit sie auch eine nachhaltige Wirkung (auf das Pferd) haben. Die Kunst zuzuhören und wahr zu nehmen ohne zu bewerten, haben wir wohl verlernt. Zeit also zu überlegen, wie Sie am besten „zuhören“ und sich dann verständlich machen können…..

Unglücklicherweise – für den Reiter, wie für das Pferd – ist der Sensor des „Navi“ mancher Reiter viel zu scharf und zu eng eingestellt oder meldet gar nicht. Es erstaunt mich immer wieder aufs Neue, dass Reiter genau zu wissen glauben, was alles bei ihrem Pferd „geht“ – obwohl das „Feedback“ des Pferdekörpers mehr als schlecht ist –genau genommen ist es oft eine Katastrophe. Obwohl  der Körperausdruck des Pferdes mehr als die beste Reitstunde über den Körper des Pferdes aussagt und obwohl sie beim bloßen Registrieren des Pferdes mehr Dinge über das Pferd erfahren würden, die für eine gute Zusammenarbeit zwingend notwendig wären.

Es geht um nichts anderes, und um nichts Wichtigeres wie um den Körper Ihres Pferdes, und die Aufmerksamkeit die Sie dem Körper des Pferdes schenken müssen. Reitlehren sind dabei nur Orientierungshilfen – wobei wir wieder beim Navi wären. Das Navi kennt eine Menge Orientierungshilfen. Auch da können Sie wählen zwischen einem vielleicht längeren, aber bequemen Weg oder einem schnellen, ohne Umwege –an dem Sie vielleicht gestresst ankommen. Sie können ja wählen…..

Und noch etwas – fahren müssen sie selber. Ihr „Auto“ bzw. ihr Pferd nimmt Ihnen das nicht ab. Soweit sind wir noch nicht. Vielleicht kommen ja auch mal Pferde auf die Welt, die Chips haben um sich selber auszubilden….

Übrigens, bei aller Wichtigkeit, die ein Navi haben kann. Es kann keine Sicherheit und kein Vertrauen geben. Das können nur Sie – Ihrem Pferd!

Der Reiter

Der Körper des Pferdes ist hochkomplex und perfekt ausgerüstet, um Sinneswerkzeug, Fortbewegungsmittel, Stabilitätsgarant und dazu noch wunderschön zu sein. Von der Grundidee der Natur her gibt es deshalb keine Ausrede oder Entschuldigung, um den desolaten körperlichen Zustand der meisten Pferde zu rechtfertigen.

Aber wenn es nicht an der Konstruktion des Pferdekörpers liegt – liegt es dann vielleicht am falschen Gebrauch des Körpers?Reiter BewegungenPNG

Geritten werden bedeutet für das Pferd seinen ganzen Körper in seinen Zusammenhängen nutzen zu können. Zu reiten sollte für den Menschen bedeuten, diese Zusammenhänge zu verstehen und alles zu vermeiden was diese Zusammenhänge stören kann. Aber nur zu oft wollen wir den Pferden etwas perfekt beibringen, was selbst unser Körper nur in unzureichender Weise kann.

Was wir sehen ist meistens eine Starre oder Unbeweglichkeit im Beckenbereich, einen runden Rücken oder  ein hinten heraus gestelltes Gesäß, und dadurch festgehaltene Schulterblätter. In diesem Fall schneidet das Pferd beim alten reiterlichen Ausspruch „der Reiter formt das Pferd“ denkbar schlecht ab. Denn nichts daran erinnert an den dynamischen, leicht federnden Reiter, der mit den freudigen, leichten Bewegungen, die uns Menschen eigentlich in die Wiege gelegt ist, sein Pferd „formt“. Schritt für Schritt schädigen wir den Körper des Pferdes und lassen zu, dass die Folgen auf den ganzen Körper wirken.

Was ist geblieben von der Leichtigkeit, die wir von der Natur geschenkt bekommen haben,  auch um Pferde zu reiten – was ist geblieben von der beiläufigen Aufrichtung, von den langgestreckten Beinen, der Beweglichkeit im Becken und der ruhigen, fixierenden Armbewegung.

Mal ehrlich – wie lange reiten Sie im Vergleich zu Ihrem Alltag. Und wie viel Sinn macht es dann spezielle Haltungen einzustudieren und verschiedene Handlungen zu erlernen, die Ihr Körper nicht automatisch macht.

Diese Art der Körpernutzung ist im Grunde kein echtes, ehrliches Reiten. Bei dieser Art der „Darstellenden Kunst“  übertragen die Reiter lediglich ihr Gangbild, also die falsche Nutzung ihres Körpers im Alltag auf das Reiten. Was fehlt, ist die schonende, leichte federnde Art der Bewegung. Die korrekte Auf- und Ausrichtung über dem Becken, die das Federn des Beckens erlaubt, das ja die Hauptlast tragen muss. Stattdessen wird der Oberkörper auch beim Reiten nach vorne geneigt in der gewohnten Beugehaltung des Alltages, und das Pferd unter dem Vorwand einer „Lehre“ “geformt“.

Denn findet die permanente Bewegungsreizung die man zu einem geschmeidigen, intuitiven (nicht bewusst nachgedachten) Reiten,  im Alltag nicht oder nur eingeschränkt statt, passt sich das Gehirn allmählich dem kargen Informationsfluss an, indem es Ihre beweglichen Möglichkeiten reduziert. Was nicht gefordert und gefördert wird, verkümmert und wird nur über Zeit und Kraft raubende Umwege ausgeglichen. ein schlichtes Prinzip der Natur. Daran ändert auch eine Sitzhaltung nichts – dieses Reiten ist dann „darstellende Kunst“ – eine nur auf Ausführung bedachte Reiterei.

Und ganz gleich wie intensiv uns Technologie und Lehren suggerieren, es durch die Bereitstellung neuester Produkte und Ideen besser machen zu können – die natürlichen Fähigkeiten ihres Körpers sind beim Reiten durch nichts zu ersetzen.

Jetzt können Sie sich sicher ein Bild davon machen, was in Ihrem Körper passiert, wenn er tagtäglich einer Belastung ausgesetzt ist, bei der die Hauptlast auf dem empfindlichen Lendenbereich liegt und die einwirkenden Stoßkräfte abfangen soll. Da wir auf dem Pferd sitzen und nicht gehen, muss das Becken die Gewicht unseres Körpers UND die Bewegung des Pferdes abfedern.

Je gerader, angespannter und unbeweglicher Sie sitzen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass weder Ihnen noch Ihrem Pferd das keinesfalls guttut. Vereinfacht formuliert werden Signale in ihrem Körper ausgesendet, die den Körper veranlassen, gegen die Bewegung des Pferdes gegenzusteuern, weil das ganze System insgesamt bemüht ist, den Organismus zu schützen. Wie das der Körper macht? Er sendet Impulse zum Anspannen an die Muskulatur, die damit den Körper schützt wie ein Panzer, indem die Muskulatur an dieser Stelle Bewegung verhindert. Sie sorgt dafür dass die Beteiligung der Muskulatur unterbunden wird, die bei einer natürlichen Bewegung eingesetzt wird.

Jede Bewegung des Reiters bewirkt eine Reaktion des Pferdekörpers. Jede noch so kleine Veränderung seiner Bewegungsmuster sendet einen Impuls und Bewegungsanreiz an die gesamte Körpermuskulatur des Pferdes und setzt eine entsprechende Veränderung der Muskelaktivität in Gang.

Deshalb möchte ich im Folgenden etliche der schädigenden Prinzipien, an die sich unsere Körper gewöhnt haben, vorstellen.  Ich bin sicher, sie erkennen die eine oder andere wieder. Die Ursache dafür liegt an diesen einseitigen, eingeschränkten Nutzungen ihres Körpers. Der Körper sucht neue Wege und das Gehirn kommt falsche, eingeschränkte Infos.

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Bitte immer genau unterscheiden was man machen möchte. Gebisslos ist eine tolle Sache – solange aber das körperliche Fundament des Pferdes nicht aufgebaut ist, solange die Gelenke auf mechanische Beanspruchung reagieren, solange eine Biegung oder eine Stellung in den Wirbelkettengelenkbändern ankommt, solange die Wirbelkettenbänder das Becken nicht gerade richten und den Hals zur Aufrichtung bringen, solange die ganzkörperliche Elastizität nicht hergestellt ist – führt der nicht sichtbare Entwicklungsprozess unweigerlich zu einem Drama für den Körper.

Trotzdem, oder gerade deshalb, darf das Gebiss nur einer Sache dienen – der Entwöhnung des Pferdes von seinen Spannungen im Körper…..Was ein wirklich, wirklich guter Reiter mit seinen Händen, Armen und Schulterblättern – ja, mit seinem ganzen elastischen Körper schafft – machen wir mit aller Gelassenheit mit der Körperarbeit des Pferdes.

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Das Billiardkugelprinzip

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