Asterix und Obelix
Bei der Ausführung einer Aktion geht das Gehirn ähnlich vor wie Asterix und Obelix: Den Plan haben die Handlungsneurone, die intelligenten As
terix Nervenzellen der prämotorischen Hirnrinde. Die
konkrete Ausführung erfolgt durch die Bewegungsneurone, die Obelix-Nervenzellen der benachbarten motorischen Hirnrinde, die den Muskeln den Marschbefehl geben. Der Zeitunterschied zwischen dem Plan von Asterix und der Ausführung von Obelix beträgt zwischen 100 und 200 Milisekunden, also bis ein bis 2 Zehntel einer Sekunde. Allerdings, nicht jede Idee von Asterix wird auch von Obelix in die Tat umgesetzt. So verhällt es sich auch bei den Handlungsneuronen. Zwar können Bewegungsneurone, wenn sie von den Handlungssteuernden Nervenzellen keine Anweisungen erhalten, allein niemals zielgerichtete Handlungen ausführen, andererseits aber kommt es nicht jedes Mal, wenn Handlungsneurone aktiv werden, unbedingt auch zu einer tatsächlichen Aktion der Bewegungsneurone.
Jedoch gilt: Handlungsneurone, die häufig vom Pferd gespürt wurden, haben eine bessere Chance realisiert zu werden, als solche, die vorher nicht einmal als Idee vorhanden waren.
(Das warten beim Becken öffen,… Mit den Sensopathie-Fingern immer wieder neue, sehr feine Bewegungsimpulse geben, …)
Wo das Gehirn Erlebnisse speichert und verarbeitet
Das Gehirn lässt Denken und Fühlen, Wahrnehmen und Beurteilen, planen und Handeln durch eine Arbeitsweise geschehen, die auf einer einheitlichen Grundregel beruht:
Alle menthalen Operationen werden durch die Verbindung von Nervenzellen (oder Nervenzellen-Gruppen) ermöglicht. Vollzogen werden diese Verbindungen durch Fortsätze, die jede Nervenzelle in Ihr näheres und ihr weiteres Umfeld schickt, um sich mit kleinen Verzweigungen am Ende dieser Fortsätze kleine Kontaktzonen, so genannte „Synapsen“, mit der Oberfläche anderer Nervenzellen zu bilden. Jede Nervenzelle ist mit bis zu 10 000 solcher Synapsen mit anderen Nervenzellen „verbunden“ „verschaltet“. Synapsen dienen dem Austausch von Nervenbotenstoffen (Neurotransmitter)
Unimodal – Multimodal – Supramodal
- Einzelsignale die von einem der fünf Sinne aufgenommen werden, führen im Gehirn zur gemeinsamen Aktivierung und damit zur Verbindung von nahe beieinander liegenden Nervenzellen. So entstehen kleine Nervenzell-Verbände, die einfache Wahrnehmungen in die subjektive Vorstellung bringen können.
Solange sich die Wahrnehmung innerhalb einer Sinnesmodalität /z.B. nur im Bereich des Hörens,) bewegt, sprechen wir von „unimodaler Wahrnehmung“. Ich kann meinem Pferd auch sagen, dass es stehen bleiben soll, oder „Klickern“, das ist unimodal.
- Durch die Verbindung von Nervenzell-Verbänden aus unterschiedlichen Sinnesmodalitäten zu einfachen Nervenzell-Netzwerken erzeugt das Gehirn „multimoduale“ Vorstellungen (Focusiergerte, das Becken öffnen, … Bewegungen des Menschen)
- Werden mehrere Nervenzell-Netzwerke, die jeweils eine Handlung repräsentieren, untereinander synaptisch verschaltet, dann kann die Wahrnehmung, das heißt die Vorstellung einer oder mehrerer Informationen und Handlungen entstehen. Werden nun auch Nevenzell-Netzwerke, die „supramodal“ (Sensopathie, Biomotorisches Training, Koordination von Muskelgruppen ) miteinander verschaltet, dann werden Vorstellungen von Bewegungsprozessen möglich, in weiteren Ebenen schließlich auch abstrakte Vorstellungen, z.B. von Wirkung und Auswirkung von Bewegungsprozessen.
Die im „inneren“ des Pferdes entstehende Bewegung ist für das Pferd „neutral“, da vom Menschen nur ein Hinweis kommt, die Ausführung selbst aber das Pferd bestimmt.
Wahrnehmungen und Vorstellungen beruhen also auf synaptischen Verschaltungen von Nervenzellen zu Netzwerken
Einer bestimmten Wahrnehmung entspricht jeweils ein spezifisch ausgebildetes Verschaltungsmuster zwischen Nervenzellen.
Die Vorraussetzung dafür, dass wir zwischen unterschiedlichen Wahrnehmungen gedanklich einen Zusammenhang herstellen können, ist die Verschaltung von dazugehörigen Nervenzellen.
Durch das Biomotorische Training und der Sensopathie, machen wir uns auf den Weg in die Nervenzellen und deren Verschaltungen, so kann die Wahrnehmung, der Entwicklungszyklus des Pferdes vergrößert werden.
Vorstellungen über Zusammenhänge im Körper werden in drei Dimensionen erzeugt:
- Zum einen werden Elemente der Äußeren Welt untereinander in Verbindung gebracht. Den Verbindungen entsprechen ergibt sich ein inneres Bild das gespeichert wird. Ein solches „inneres Bild“ wird auch als „Repräsentation“ bezeichnet.
- In einer „zweiten Dimension“ werden Wahrnehmungen aus dem eigenen Oranismus zu einem „Körperschema“ zusammengefügt. Somit wird, was Nichtfachleute zunächst überraschen mag, auch der eigene Körper im Gehirn durch ein selbst erzeugtes „inneres Bild“ repräsentiert.
- Dieses innere Bild vom eigenen Körper kann Stimmen oder auch nicht! Die Wahrnehmung über den Körper kann ganz anders sein wie das tatsächliche Bild unserer Bewegungen. Auch hier setzten wir mit der Sensopathie an, um das „innere Bild“ zum viele Schritte zu erweitern.
Das ist auch der Grund dafür warum die Sensopathie „während“ der Bewegung passiert. Im Stehen, würde ein „inneres Bild“ für den Körper im Stand zeichnen, jedoch können die Nervenzellen und Synapsen damit in der Bewegung keine Verbindung für das innere Bild herstellen.
- Von großer Bedeutung sind Verknüpfungen in der „dritten Dimension“:
Hier werden Wahrnehmungen des körperlichen Selbstfindens mit Situationen der äußeren Welt in Beziehung gesetzt.
Verknüpfungen zwischen unserem Körpererleben und der äußeren Welt. Das ist auch nach Antonio Damasio zufolge für die Psychosomatik besonders bedeutsam.
Diese Zusammenführung von Signalen aus dem Körperinneren und der äußeren Welt erfolgt im Gyrus Cinguli des limbischen Systems, dem Sitz des „Selbstgefühls“.
Hier gespeicherte Verbindungen zwischen äußeren und inneren Körperzuständen erklären, warum bestimmte äußere Situationen eine schlagartige Veränderung des körperlichen Befindens zu Folge haben kann.
Darum ist auch die „Absichtslosigkeit“ am Pferd so wichtig!
Zu den wichtigsten Entdeckungen der Hirnforschung der letzten Jahre, gehörte die Beobachtung, dass Nervenzellen so genannte Nervenwachstumsfaktoren produzieren, mit denen sie sich gegenseitig „bei Laune oder – besser gesagt – am Leben halten. Diese Nervenwachstumsfaktoren werden, wie andere Proteine auch, dann produziert, wenn ihre Gene in den zuständigen Nervenzellen aktiviert sind, das heißt abgelesen, kopiert und zur Produktion eingesetzt werden. Ein wichtiger Bereich für unsere Arbeit in der Sensopathie!
Findet sich ein Pferd in einer neuen Situation, dann beginnt es mit der Aufnahme von Signalen. „Eintrittspforte“ für Erfahrungen sind unsere fünf Sinne. Der über diese fünf „Kanäle“ kommende „Input“ wir innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde zu einem „inneren“ Bild zusammengefasst und bewertet. Zusammenfassung und Bewertung werden durch die Großhirnrinde und ein mit Ihr in engster Verbindung stehendes Hirnsystem geleistet, welches als „Limbysches System“ bezeichnet wird und eine Art „Zentrum für emotionale Intelligenz“ darstellt.
Zum „Zentrum für emotionale Intelligenz“ gehören
- die Amygdala
- der Hippocampus und der
- Gyrus Cinguli.
Falls die subjektive Bewertung einer aktuellen Situation durch dieses Zenturm eine Gefahrensituation ergieb, werden über Nervenbahnen zwei Alarmzentren des Gehirnes aktiviert: Zum einen wird der Hypothalamus aktiviert, wo bei psychischem Stress und Angst das Stressgen CRH angeschaltet wird, gefolgt von einer Aktivierung der Hypophyse (Hirnanhangdrüse), die darauf hin den Botenstoff ACTH ausschüttet. Sobald ACTH über den Blutkreislauf die Nebenniere erreicht hat, kommt es dort zur Freisetzung des Stresshormons Cortisol.
Das Zweite Alarmsystem befindet sich im Hirnstamm, wo Noradrenalin freigesetzt wird, wodurch es zu einer Alarmierung von Herz und Kreislauf kommt.
Die Bewertung neuer Situationen durch das Gehirn erfolgt durch einen in Sekundenbruchteilen vollzogenen Abgleich der aktuellen Lage mit abgespeicherten Erinnerungen an ähnliche Situationen. Eine Bewertung als Gefahr ergibt sich dann, „wenn die aktuelle Situation eine Erinnerung an eine frühere Situation wachruft“
Eine Bewertung, ob eine Situation Gefährlich ist oder nicht, ist für jedes Individuum grund verschieden. Der Grund für die erheblichen Unterschiede ist, dass die Bewertung einer neuen Situation von den induviduellen Vererfahrungen des Einzelnen abhängt, die dort abgespeichert sind, wo auch die Bewertung einer aktuellen Situation stattfindet: im Großhirn und im Lymbischen System.
Positive oder schmerzliche Vorerfahrungen lösen sich nicht in Luft auf, sondern addieren sich zu gespeicherten Gedächnishandlungen in Nervenzell-Netzwerken. Sie können z.B.: zuversichtlich und vertrauensvoll, oder ängstlich werden und zu Resignation neigen lassen.
Die so entstandene Interpretations- und Handlungsmuster sind ein wichtiger Faktor, wenn eine neue Situation zu bewerten wird.
Wichtig auch beim „Gang zum Pferd“ Antizipation
Vermutlich hätten sich Menschen und Pferde schon lange aus der Evolution verabschiedet, wenn das Gehirn erst dann mit einer Bewertung einer neuen, aktuellen Situation beginnen würde, wenn die Situation, zusammen mit Ihren Auswirkungen, schon eingetreten ist. Viele Situationen überstehen wir nur dank eine Fähigkeit, noch nicht eingetretene Gefahrensituationen anhand von Hinweisen zu erkennen, das zu Erwartende in der Vorstellung vorwegzunehmen und Risiken beziehungsweise Erfolgsaussichten – wiederum anhand der Vorerfahrungen – abzuschätzen, dies alles bevor die Situation selbst konkret ist. Diese Fähigkeit zu so genannten „Antizipation“ verdanken wir einer spezifischen Region der Stirnrinde (frontaler Cortex).
Wenn Sie als Therapeut zu Pferden kommen und den Besitzer sagen hören: „Das hat er bei mir nie gemacht, oder das macht er bei mir nie, normalerweise lässt es sich nicht von Männern angreifen usw. dann hat das mit dieser Antizipation zu tun.
Umso wichtiger ist für Sie, dass die Therapie des Pferdes bereits „bei der Fahrt zum Pferd“ beginnt und von dort an immer intensiver wird.
von Roland Pausch