Lösen Sie sich von der Vorstellung, dass Reiten einer bestimmten Körperhaltung bedarf. Gewinnen Sie selber damit für sich die Freiheit, sich mit ihrem Körper zu verbinden und ihren Körper in eine Position zu bringen, die das Pferd nicht mehr stört. Druck, einseitige Bewegungen und Gewohnheiten unseres Körpers sind für das Pferd immer heftige Eingriffe in sein natürliches Bewegungsverhalten, die die Verbindung zum Pferd einfach nur behindern oder sogar verhindern.
Jenseits von richtig und falsch
Die ganz, ganz alten Reitmeister haben es „sich einen Sitz aneignen“ genannt. Dazu gab es Schulen in denen die Schüler eine Vielfalt von Bewegungen – wie Fechten, Schwimmen oder Tanzen – gelernt haben, um ihren Körper mit vielen Bewegungsanreizen zu schulen. Genau diesen Weg gehen wir in den Körperseminaren – ihr Körper lernt eine Vielfalt an Bewegungsmöglichkeiten kennen, und zwar genau solche, die der natürlichen Veranlagung und den Leitlinien Ihres Körpers entsprechen.
„Die Körperhaltung ist fest und weich – beiläufig und doch aufmerksam“, das ist die schlichteste, einfachste und treffendste Beschreibung des Reitersitzes. Das heißt mit anderen Worten, dass der Körper genügend Muskeltonus haben muss, damit er mit der Schwerkraft im Gleichgewicht spielen kann, dabei aber gleichzeitig in sich völlig entspannt bleiben kann – weil es nur minimaler Anstrengung bedarf, um in sich aufrecht zu bleiben und um in eine isometrische (innere)Bewegung kommen zu können.
Mit jedem Atemzug – einfach, ruhig und würdevoll, in einer in sich stabilen, aufrechten Position zu sitzen, sollte das Ziel des Reitersitzes sein, und nicht das sie erst eine bestimmte „Haltung“ ihres Körpers einnehmen müssen. Das Ziel ihres Körpers dagegen sollte sein, dass sie intuitiv – mit einem Fundus an passenden Körperbewegungen – ihre Aufmerksamkeit ganz auf die Bewegungen des Pferdes lenken können.
Wann immer Sie „in sich“ bleiben und mit ihrer körperlichen Aufmerksamkeit ihr Pferd wahrnehmen, ohne die Bewegungen zu beurteilen – können Sie auf die feinste Art der Welt reiten, nämlich in enger Verbindung mit ihrem Pferd.
Dabei sollten Sie an den Reitersitz nicht mit zu vielen vorgefassten Ansichten bzw. traditionellen Vorstellungen, von dem was „sein sollte“ und was „ die richtige Vorgehensweise“ ist, herangehen. Sitzen Sie doch einfach mal auf ihrem Pferd und beobachten Sie, was Sie tun oder sich mittlerweile „angewöhnt“ haben.
Sicherlich werden Sie bald erfahren, dass die aufrechte Sitzposition ihnen am schnellsten dazu verhilft, eine Verbindung zum Pferd einzugehen weil sie Ihnen verhilft in Ihrer Atmung und in Ihrer gesamten körperlichen Präsenz gesammelt zu bleiben. Die meisten Reiter dagegen bringen sich zuerst in eine völlig gespannte, sogenannte Reitersitzhaltung – doch irgendwann wird ihr Körper bemerken, dass man für die vielfältigen Impulse in einer aufrechten Position am wenigsten Energie benötigt und am wenigsten auf seine Balance achten muss.
Schließlich werden Sie ganz schnell die wachsende Bereitschaft ihres Pferdes unter sich wahrnehmen, nicht weil Sie den Anweisungen von irgendjemandem über die richtige Weise des Sitzens gefolgt sind, sondern weil Sie selbst mit ihrem Körper darauf gekommen sind, dass sie sich damit am Besten auf die Bewegungen des Pferdes einlassen können. Denn was hindert Sie daran lebendig zu sein, auch einfach mal keine „korrekten“, dafür aber zentrierte, ehrliche, authentische Bewegungen zu machen, mit denen das Pferd viel besser zurecht kommt, als steife, starre Bewegungen, die nicht zu ihnen gehören.
Verbinde dich mit deinem Körper und dann erst mit deinem Pferd
Dies ist das Wesentliche eines Reitersitzes – möglichst wenig „du sollst“ und „du darfst nicht“ von außen und möglichst viel Raum für eigene Experimente, Erfahrungen und Entdeckungen ihrer gemeinsamen Bewegungen. So können Sie selbstständig den gemeinsamen Prozess der Bewegungen erforschen, wie er ihrer körperlichen Situation, der Persönlichkeit des Pferdes und der insgesamten Situation angemessen ist. Sie werden aufrecht und bequem, entspannt und ausbalanciert sitzen, weil es sich einfach gut anfühlt, so zu sitzen, und weil ihr Körper ganz von selbst zu dieser Entdeckung kommt und seinen intuitiven Impulsen und damit den natürlichen Leitlinien seines Körpers folgen kann.
Ihr Pferd kann unter ihrem Körper genauso empfinden. Druck, Anspannung und Gewohnheiten – die großen Verhinderer von Bewegungen fallen in diesem Moment weg – der Weg ist frei für gemeinsame Bewegungen.
Zeit für die Bewegungen ihres Pferdes
Nehmen Sie sich etwas Zeit, um für sich selbst zu erkunden, wie die verschiedenen Körperhaltungen die Bewegungen ihres Pferdes verändern. Lassen Sie es ihren Körper erfahren. Seien Sie so frei, im Sattel alles zu tun, was sie möchten, und lassen Sie Ihren Körper erfahren, welche Veränderungen auftreten – damit beginnen Sie, sich ihren eigenen Sitz anzueignen – so wie die ganz, ganz alten Reitmeister es gelehrt haben. Und – lassen sie sich von ihrem Sattel nicht daran hindern – aber das ist wieder ein ganz eigenes Thema.
Körperseminare
Ich bin der festen Überzeugung dass die meisten Fehlverhaltensweisen des Pferdes unter dem Sattel durch Kommunikationsmissverständnisse durch den Menschenkörper entstehen, da er für das Pferd meistens nicht lesbar ist und vom Pferd interpretiert werden muss. Denken Sie immer daran, dass wir etwas vom Pferd wollen, und nicht umgekehrt. Deshalb ist in den Körperseminaren in erster Linie der Mensch der Ansprechpartner beim Thema Bewegungslernen, damit das Pferd eine „entspannte“ Lernsituation vorfinden kann.
Deshalb unterstützen wir Sie dabei in den Körperseminaren mit einer riesigen Bewegungsvielfalt und „neuen“ alten Bewegungsimpulsen und weiter den Bewegungsseminaren mit feinmotorischen Bewegungen und Informationen zu Ihren Gliedmaßen – zu der Wichtigkeit der autonomen Hand in der Handhaltungsschulung und dem unabhängigen Bein in der Beinhaltungsschulung. Verabschieden Sie sich von Gewohnheiten, „eingefleischten Schemen“, Bewegungsmustern und Grobmotorik und augenblicklich hindert sie nichts mehr in ihrem Körper, sich mit ihrem Pferd zu verbinden.
In jedem Bewegungsseminar ist ein Körperseminar mit unterschiedlichem Fokus enthalten.