Die BewegungsLernen-Therapie schafft die Grundlage um die genetisch angelegten Bewegungsprogramme des Pferdes wieder zu stabilisieren, damit das Pferd sein intuitives Bewegungsverhalten und damit seine motorischen Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit mit dem Menschen in sich entdecken kann.
Noch vor einem Jahrhundert war es selbstverständlich, dass Pferde ein multisensorisches Empfinden ihrer Umwelt besaßen. Heute sind sie durch die „Erziehung“ des Menschen so entfremdet von der Natur, das es fast unmöglich ist, ein Pferd zu finden das seine Welt nicht verfälscht wahrnimmt. Mit anderen Worten. Einige Bewegungen werden überbetont, andere unterbetont und wieder andere werden übersehen.
Versteifungen von Gelenken und Wirbeln von Kopf, Kiefer, Rücken, Schulter und Becken haben viel mit den Verspannungen der Gliedmaßen zu tun und werden sichtbar in ungleichmäßigen Bewegungen die zu Problemen der Gliedmaßen kumulieren.
Übrigends – die „Entfremdung“ der Natur ist bei Pferden teilweise schon so genetisch verankert, das es wenig Sinn macht, dem heutigen Hype zu folgen, und das Pferd, Pferd sein zu lassen. Heute braucht es die Unterstützung des Menschen, seinen Körper wieder gleichzeitig und annähernd gleichwertig und somit Pferdegerecht zu nutzen, so wie auch der Mensch Unterstützung dazu braucht, und nicht nur Ausschnitte aus Bewegungen akzeptiert.
Das Pferd im Gleichgewicht
Die Körperkonstruktion jedes Säugetieres, auch des Pferdes ist auf Gleichgewicht ausgerichtet – Gelenke funktionieren nur dann richtig wenn sich die Schulterblätter im Gleichgewicht mit dem Becken bewegen können.
Gleichgewicht beim Pferd bedeutet – alle vier Beine belasten sich mit dem gleichen Gewicht. Das schont Gelenke, Sehnen und Wirbel. Sein Gleichgewicht kann jedes Lebewesen nur selber für sich finden. „Ich bringe mein Pferd ins Gleichgewicht, ist schlicht ein falsche Aussage. Mit Hilfe der Primitiv-Reflexe können wir aber dem Pferd die Möglichkeit geben, sein individuelles Gleichgewicht zu suchen. Mit dem BewegungsLernen kann das Pferd somit seine motorische Entwicklung aus eigener Kraft erweitern. Das Pferd ist nicht mehr davon abhängig, dass der Mensch seine Kraft kontrolliert.
In der Therapie lernt das Pferd mit den Schulterblättern beidseitig gleich belastend in die Bewegung einzugehen. Dabei erhebt sich der Brustkorb – Tragemuskulatur entwickelt sich, und das Pferd kann sich im Maul loslassen, da es seine Balance findet. Solange die Tragemuskulatur noch nicht ausgebildet ist, bietet der Mensch vom Boden aus seine Hand als Unterstützung an. Das Pferd fühlt sich sicherer in seiner Gleichgewichtssuche.
Je mehr Muskeln das Pferd für sein Gleichgewicht nutzen kann, umso besser kann es seine körperlichen Möglichkeiten nutzen. Und je langsamer die Beweglichkeit ist, desto besser kann der Körper seine bewegungstechnischen Probleme wieder „heilen“.
Was festgehalten ist, oder festgehalten wird und nicht „im Lot“ ist, macht Probleme. Schnelle festgehaltene Bewegungen ohne Balance belasten Gelenke und Muskeln und – den Lendenbereich. Die Folge sind körperliche Beschwerden, Verspannungen und unnötige Verschleißerscheinungen.
Zum Erlernen eines für alle Situationen passenden Haltungsgleichgewichtes muss sich die Zusammenarbeit zwischen Oberlinie und Gliedmaßen ausbilden,damit sich die Fähigkeit entwickelt, sich aufzurichten. Dafür ist der Muskeltonus grundlegend wichtig. Bestimmte Primitive Reflexe, wie der Wirbelkettenreflex oder der Nackenreflex lösen das aus.
Die motorische Welt des Pferdes erweitert sich
Reflexe sind angeborene feststehende Handlungsmuster, die als Reaktion auf bestimmte Reize auftreten. Für die Behebung von Fehlfunktionen im Band-und Bewegungsapparat sind aktiv durchgeführte Bewegungen äußerst wichtig. Dabei werden die primitiven Reflexe in die Entwicklung lebenslanger Haltungsreflexe integriert.
Diese scheinbar einfache, natürliche Verhaltensweise braucht seine Zeit, um sich zu entwickeln. Um das Gehirn in dieser Weise weiterzuentwickeln, muss es über einen längeren Zeitraum kontinuierlich und täglich stimuliert werden. Das liegt daran, dass eine komplizierte Wechselwirkung vieler unabhängiger Komponenten beteiligt ist, zum Beispiel die Muskelentwicklung, die Kontrolle des Haltungsgleichgewichtes und die Entwicklung von Wahrnehmungs- und Bewegungskoordinationen.
Der Wirbelkettenreflex
Die Grundlage der BewegungsLernen-Therapie ist der Wirbelkettenreflex. Es gibt zwei Varianten des Wirbelkettenreflexes, die sich die Waage halten müssen. Das Zünglein an der Waage ist dabei der Lendenbereich.
Die erste Variante entsteht durch die fötale Position im Mutterleib. Das Muster dieses Reflexes ist die Beugung von Rumpf und Gliedmaßen, wenn der Kopf nach unten gebeugt wird.( Dieser Reflex wird durch das vorwärts-abwärts ausgelöst).
Noch wichtiger zur richtigen Ausbildung des Muskeltonus ist allerdings die rückwärtige Variante, die zur Zeit der Geburt ausgebildet wird. Sie streckt den ganzen Körper und der Tonus der Nacken-, Rücken-und Beinmuskeln erhöht sich, wenn der Kopf nach oben gehoben wird.
Der Wirbelkettenreflex hilft dem Fohlen, sich nach der Geburt auf die neuen Bedingungen der Schwerkraft einzustellen. Jedes Tiefertragen des Kopfes vermindert den Tonus der Extensoren und beugt Nacken, Rücken und Gliedmaßen. Im Lendenbereich, besonders in den Iliosakralgelenken entsteht eine Zugspannung. Muss das Pferd nur gebeugt laufen, wird eine Dauerspannung daraus.
Jedes Höhernehmen des Kopfes dagegen erhöht den Tonus der Extensoren und der Körper wird in der Streckung geradegerichtet. Erst der Wechsel beider Varianten gibt dem Pferd Gelegenheit, Haltungsgleichgewicht und Tiefensensibilität zu trainieren.
Anzeichen beim Pferd von mangelndem Haltungsgleichgewicht
• Schwierigkeiten, den Kopf hochzuhalten – er neigt sich nach unten oder zur Seite
• Schwache Nackenmuskeln – der Widerrist ist sehr dominant zu sehen – manchmal sogar mit einem „Loch“ hinter dem Widerrist – dem Vorwärts-Abwärts-Loch
• Schwacher Muskeltonus – weiche Gelenke ( gut zu sehen an der Vorderbiegigkeit der Vorhand, an langen Zehen der Hufe, an Knieproblemen)
• Probleme beim „Heben“ der Vorhand , denn die Bewegung wird nicht über die Schulterblätter ausgeführt – …..und der Hinterhand, die Bewegung wird über das Knie ausgeführt
• Durch den tief oder schief getragenen Kopf entsteht ein eingeschränktes Gesichtsfeld – das dem Pferd Stress bereitet.
oder
• angespannte Muskeln ( Pferde gehen oft auf den Zehen – Bockhufe)
• Haltungsgleichgewichtsprobleme – besonders wenn der Kopf kurzfristig oben ist – das Pferd geht „über dem Zügel“ und versteift den Rücken
• Koordinationsprobleme der Gliedmaßen
Der Nackenreflex
Wenn der Nackenreflex nicht aktiv ist, und der Rücken- und Halsmuskeltonus sehr schwach ist, resultiert daraus eine schlechte Haltung. Die Beine sind angespannt und es kommt durch den tiefen Kopf, zu einer Streckung der Hinterbeine. Die Koordination ist oft unbeholfen und es entwickelt sich Ausweichmuskulatur durch die Ersatzhandlungen. Eine effiziente Zusammenarbeit zwischen Oberlinie und Gliedmaßen ist nicht möglich.
Ein Auslösen des Nackenreflexes bewirkt das das Pferd den Brustkorb heben kann, die Schulterblätter werden frei und beweglich.
Die Hand unterstützt – sie steht bereit – sie ersetzt anfangs den Nackenreflex und damit die Tragemuskulatur, bis sie sich entwickelt hat.
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