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und Sensopathie von Roland Pausch

Die Geschichte des Sitzes

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Manchmal treffen verschiedene historische Begebenheiten zusammen, die dann große Änderungen auslösen. So auch beim Reitstil der natürlich immer den Sitz des Reiters beeinflusste.

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der Sitz im Stil von de la Guérinière und seiner Zeit

Jahrzehntelang war nach de la Guérinières Meinung das Geheimnis des erfolgreichen Reitens das Gefühl für das richtige Gleichgewicht. „Niemand kann gut und sicher auf dem Pferderücken sitzen, wenn er seinen Körper nicht im Gleichgewicht halten kann“.

Seit der Zeit Xenophons wurde das Rassembler für die einzig richtige Reitweise gehalten, da sie vom Pferd nichts unnatürliches verlangte. Man hatte die Notwendigkeit erkannt, den Schwerpunkt des Pferdes etwas nach hinten zu verlagern, damit es mit einer gestärkten Hinterhand die natürlichen Bewegungen auch mit Reiter ausführen kann.

Beim Reitersitz muss man wie beim Tanzen auf seine Bewegungen achten. Dass man nicht zu dominant ist, und zu weit ins Territorium des anderen eindringt, oder ihm sogar auf die Füße tritt. Trotzdem muss man selbstsicher führen, und seinen Körper elastisch unter Kontrolle haben. Und doch darf sich diese Kontrolle nicht in Festhalten auswirken.

Beim Rassembler der Alten Schule legte man unendlich viel Wert auf den Sitz,  man wusste, dass die Versammlung des Pferdes nur mit dem weichen, anschmiegsamen Sitz des Reiters erzeugt werden kann. Aber auf den langen, gestreckten Jagdpferden wurde der Sitz immer kurioser, immer haltloser. Die Sättel veränderten sich, man versuchte sich irgendwie“ im Sattel zu halten

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man kontrollierte das Pferd über Festhalten

Je unsicherer der Reiter wurde, desto größer war seine Suche nach Sicherheit – nach Sicherheit, die das Pferd in jedem Moment kontrollieren sollte. Denn nur ein selbstbewusster Reiter kann dem Pferd ein „Eigenleben“ zugestehen. Der unsichere, unausbalancierte Sitz ließ aber keine Selbstsicherheit

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Mit Auftauchen des Vollblüters änderte sich die Reitweise

 

Ein Faktor dafür war die Verbreitung des Vollblutes in England. Mit dem Auftauchen des Vollblüters um 1750 änderte sich auch die Reitweise. Die Mehrzahl der Reiter löste sich von den alten Prinzipien des Gleichgewichtes und der Versammlung, und meinten, sie stünden der Schnelligkeit und Freiheit im Wege. Die „englische Schule“ aus der sich Jagden, Rennsport, Geländereiten und Hindernisspringen entwickelte hat in der gesamten Reiterwelt eine Revolution hervorgerufen.

Man war auf einmal stolz darauf, keinen formellen Reitstil mehr zu haben. So kam eine völlig neue Reitweise auf: der „rückwärtige Sitz“ der ursprünglich von der Rennbahn herrührte, beeinflusste beinahe jede Sparte der Reiterei.

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man erleichtere dem Reiter die Tortur des versteiften Rückens mit Leichttraben

 

Der ausbalancierte klassische Sitz – so wichtig für das versammelte Reiten, kam bald aus der Mode. Auch die Sättel änderten sich drastisch, denn für diese Art zu reiten, entweder mit kurzen Bügeln für die schnelleren Gangarten oder sich am Hinterzwiesel anzulehnen nach hinten statt nach vorne zu lehnen, sich an den Zügeln festhalten und die Füße nach vorne Richtung Steigbügel durchstrecken – benötigte eine völlig andere Gewichtsverteilung.

 

Die schwungvollen, langen Trabtritte des Vollblüters ließen den Reiter nur schwer sitzen. Ein weiterer Anlauf in Richtung eines anderen Sitzes fand statt, als man begann im Trab aufzustehen, also leichtzutraben, wodurch die Pferde wiederum ermutigt wurden, noch freier und schneller zu traben. Als Folge verschwand der langsame, versammelte Trab beinahe vollständig, und die Pferde wurden mehr und mehr auf der Vorhand geritten

 

Der heutige Reiter macht in seiner Nichtbeachtung des Rückens nicht nur beim Pferd halt. In einem Rücken-untätigen Reitstil passt sich der gequälte, festgehaltene Reitersitz heute dem unangenehm festen Pferderücken an.

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